Produkttester werden – und bleiben: Produkttests FAQ

Ein Rückblick

Als Produkttester mit Blog wird man unheimlich reich. Die Firmen überschütten einen gerade so mit Testexemplaren, ohne dass man etwas dafür tun muss. Und sind dann so begeistert, wenn sie keinerlei Feedback erhalten, dass sie einen selbstverständlich noch weiterempfehlen. So oder so ähnlich stellen sich viele das Testen von Produkten vor. Auch der Begriff “Schnorren” wird gerne von Leuten verwendet, die mit dieser Art Marketing / Feedback zum ersten Mal in Berührung kommen. Auch über das Kontaktformular auf meiner Seite erreichen mich immer wieder Anfragen von Leuten, die “Produkttester werden” und “Produkte gratis testen” möchten. Diese Fragen beantworte ich nicht, da sie für mich in die völlig falsche Richtung gehen. Wie ist es also so als Produkttester?

Der erste eigene Produkttest-Blog: So fing alles an

Ich schreibe seit etwa 1,5 Jahren einen eigenen Blog. Bei der ersten Produkttest-Plattform war ich schon vorher registriert und habe auch einige Produkte testen dürfen. Dann begann meine Elternzeit. Als Übersetzerin, die gerne auch mal eigene Texte verfasst, lag es nahe, einen Blog zu schreiben. Schreiben liegt mir im Blut und ich kann einfach nicht länger als ein paar Tage “ohne”. Schon länger hatte ich mit den Gedanken gespielt, einen Blog zu schreiben, nur ein Thema wollte mir nicht einfallen. Als ich etwa im selben Zeitraum ein Babyphone im Rahmen einer Produkttestaktion bei der Kidsgo zur Verfügung gestellt bekam, fügten sich die Puzzleteilchen zusammen, und ich registrierte meinen ersten Blog.

Die Überraschung: Es gibt ja Produkttest-Blogs wie Sand am Meer!

Okay, damals hatte das zwar noch nicht die heutigen Ausmaße, aber ich war überrascht, so viele Blogs zu diesem Thema zu finden. Das hatte ich nicht erwartet. Ich schaute mir sehr viele Seiten an und fand es immer wieder erstaunlich, was auf den diversen Blogs alles vorgestellt wurde. Schnell kristallisierten sich Lieblingsblogs heraus, auf denen ich auch heute noch regelmäßig lese. Ich lernte Begriffe wie “Blogparade”, “Stöckchen”, “Bloggeraktion” kennen. Mit der Zeit kamen dann “SEO”, “Alexa”, “Backlinks” und “Page Rank” dazu.

Wo bekommst du Testprodukte her?

Ganz einfach: Firmen anschreiben. Oder doch nicht so einfach? Mir persönlich fiel es (und fällt es immer noch) recht schwer, Firmen anzuschreiben. Irgendwie ist man in der Bittsteller-Position, ob man es nun so nennt oder nicht. Damals hatte ich ja auch noch recht wenig vorzuweisen – kaum ein Leser verirrte sich auf meinen Blog und auch unter den anderen Bloggern war ich noch einer der Neulinge, der sich erst mal bewähren musste (keine Ahnung, ob mir das zwischenzeitlich gelungen ist *grins*).

Zumindest die Sache mit den Testprodukten hat sich in den vergangenen 1,5 Jahren drastisch geändert. Ich habe von Anfang an sehr viel Zeit investiert und auch bei vielen anderen Blogs mitgelesen. Im Laufe der Zeit änderte sich auch meine Einstellung: “Nein, Blogger sind keine Schnorrer! Wir haben unseren Spaß daran, Produkte zu testen und vorzustellen, und es ist natürlich super, wenn dies von Firmen unterstützt wird.”

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Ein Beispiel: Ich bekomme das Angebot, über ein interessantes Produkt zu berichten, das einen Wert von 10 Euro hat. Ich sage zu. Das Produkt kommt, ich schaue es an, benutze es, frage andere Leute nach ihrer Meinung, mache Fotos, lade die Fotos hoch, bearbeite die Fotos, füge Wasserzeichen ein und ändere die Größe. Dann schreibe ich einen Artikel, für den ich alle möglichen Infos von der Webseite des Herstellers zusammentrage und zusammenfasse. Dazu Screenshots, um einen besseren Eindruck der Seite zu vermitteln. Manchmal schaue ich auch in Bewertungsforen, um zu schauen, ob ich bei meiner Bewertung vielleicht etwas übersehen habe. Dann der Text selbst. Meistens brauche ich alles in allem etwa 2 Stunden, bis ein Text online ist. Dazu der Mailverkehr, der ebenfalls Zeit in Anspruch nimmt.

Und nun frage ich dich – würdest du für 10 Euro 2 Stunden lang arbeiten? Wenn Nein, werfe bitte deine Absicht, Produkttester zu werden, ganz schnell über Bord. Erst, wenn dein Blog etabliert ist, hast du vielleicht die Chance, hochwertigere Produkte zu erhalten. Aber die Dienstleistung, die du anbietest, muss passen. Schließlich hat keine Firma etwas zu verschenken. Also bitte, überlegt nochmal kurz, bevor ihr das Wort “Schnorrer” mit Produkttestern gleichsetzt.

Wie viel Zeit investierst du in deinen Blog?

Das ist sehr unterschiedlich. Als es mir Anfang/Mitte des Jahres nicht gut ging, lag der Blog eine Weile brach. Trotzdem hat er sich gehalten. Es gelingt nicht immer, aber ich versuche, möglichst einen Artikel pro Tag zu schreiben. Dazu andere Texte, die mir am Herzen liegen und die natürlich nicht bezahlt werden. So wie diesen hier, Gewinnspiele, Teilnahme an Blogparaden usw. Ein Blog braucht Content. Du kannst nicht mal jeden Tag schreiben und dann wieder ein paar Wochen lang nicht. Eine gewisse Regelmäßigkeit muss definitiv da sein.

So ist es heute

Ich habe das große Glück, dass ich heute selbst von den Firmen gefragt werde, ob ich für sie schreiben möchte. Anfragen an Firmen schreibe ich nur noch etwa 2 bis 3 im Monat. Ich weiß, dass viele Firmen genervt sind, wenn viele Anfragen kommen. Andererseits bedeuten viele Anfragen aber auch, dass sie ein Produkt anbieten, das auf großes Interesse stößt.

Fazit: Wenn du keinen Spaß am Schreiben hast, lass lieber die Finger davon. Produkttester sein ist natürlich kein richtiger Beruf. Trotzdem nehmen die Produkttests und das ganze Drumherum schnell sehr viel Zeit ein. Vielleicht gelingt es dir tatsächlich, von einigen Firmen ein Rezensionsexemplar zu bekommen, ohne dass du etwas dafür tun musst. Aber das wird sich schnell herumsprechen. Auch wir Blogger selbst sind in verschiedenen Gruppen und auf verschiedenen Seiten vernetzt. Wenn es bekannt wird, dass jemand nur Produkte annimmt, ohne sie zu bewerten, Texte klaut oder die Sachen sogar einfach bei Ebay vertickt, kriegt man das schnell mit. Schließlich ist es auch in unserem Interesse, dass die Bezeichnung “Produkttest-Blogger” einen positiven Ruf hat. Eine Firma, die Sachen verschickt, ohne Rückmeldung zu erhalten, wird dies nicht oft tun. Schwarze Schafe gibt es natürlich überall, so auch bei uns.

FRAGERUNDE: Bei weiteren Fragen rund ums Bloggen oder um mich – gerne. Ich werde sie wie in diesem Bericht zusammenfassen und bei Interesse die Antworten wieder im Blog veröffentlichen. Natürlich anonym. Fragen können per Kommentar oder über das Kontaktformular gestellt werden.

6 Replies to “Produkttester werden – und bleiben: Produkttests FAQ”

  1. Interessant zu lesen, da es bei mir ganz ähnlich ist. Ich schreibe mittlerweile gar keine Firmen mehr an, genau aus den Gründen wie Du geschrieben hast.
    Die meisten Firmen kommen direkt auf mich zu und einige Anfragen lehne ich auch ab, wenn mir das Produkt nicht zusagt oder ich einfach keine Zeit habe.
    Ich benötige für einen Bericht manchmal sogar noch deutlich länger als 2 Stunden, das hätte ich mir vorher auch nie so intensiv vorgestellt.

    Was mich persönlich sehr stört sind ungeduldige Firmen, die bereits nach einigen Tagen anfragen, wann denn der Testbericht online ist. Das nervt mich tierisch, denn man sollte schon genug Zeit haben, Produkte auch ausreichend testen zu können. Am liebsten sind mir so 2-3 Wochen Testphase, bevor ich einen Bericht online stelle.

  2. Das hast du sehr interessant verfasst. Ich hätte nie gedacht, dass ein Blog so viel Zeit einnimmt. Aber es macht mir richtig viel Spaß, und man diskutiert / kommentiert ja oft mit / bei den gleichen Bloggern.

    LG Honey

  3. echt klasse geschrieben,ich versuche wenn ich mal etwas testen darf mir immer mühe zu geben und es ist für mich eine selbstverständlichkeit das man ein feedback gibt, warum einige denken sie könnten unter dem vorwand „testen zu wollen “ etwas für lau abziehen kann ich nicht nachvollziehen.

  4. Ich teste bisher nur Sachen, die ich mir selber gekauft habe, aber mein Blog ist ja auch noch neu. Du hast aber völlig Recht: das Schreiben nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und man muss es tun, weil es einem Spaß macht, ansonsten macht das überhaupt keinen Sinn!

    Ich finde es übrigens auch nicht so toll, wenn manche Blogger z.B. eine Creme zum Testen bekommen und dann gleich sagen „Die gefällt mir nicht, die nehme ich nicht, sie kommt in die nächste Blogverlosung“. Sowas ist höchst unfair gegenüber der entsprechenden Firma!

    1. Ich denke, Verlosungen sind schon okay. Meist ist es ja auch mit der Firma abgesprochen.
      Ansonsten ist es ziemlich unglaubwürdig, wenn man erst etwas über den grünen Klee lobt, um es bei der nächstbesten Gelegenheit wieder loszuwerden.

  5. Toll geschrieben! Tatsächlich ist es so, dass man mit der Zeit immer mehr Anfragen von Firmen bekommt und immer weniger Anfragen verschicken „muss“. Und jaaa, es nimmt tatsächlich ordentlich Zeit in Anspruch.
    Mich würde mal interessieren, wieviel Zeit räumst Du Dir für das Testen ein, also vom Erhalt der Ware bis zu dem Moment, in dem der Bericht online gestellt wird?
    LG
    Stephanie

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