Gastartikel: Warum DIY nicht immer so toll ist, wie es klingt

In Zeiten der maschinellen Herstellung und Massenproduktion ist es in den letzten Jahren in Mode gekommen, sich auch im erwachsenen Alter wieder auf seinen Hosenboden zu setzen, Kleber und Schere in die Hand zu nehmen und drauf loszubasteln. Dabei kommen dann mehr oder weniger gelungene Stücke heraus, deren Funktionalität durch die investierte Liebe während des Herstellungsprozesses ersetzt worden ist.

clip_image002Früher war man gezwungen, die mysteriösen Bilder seiner Kinder, auf denen ein blauer Strich ein Hund und ein roter Kreis ein Kohlrabi war, an die Wand zu hängen, dabei wohlwollend zu nicken und dem Kind anschließend, begleitet von einem „das hast du ganz toll gemacht“, in die Wangen zu kneifen.

Wenn das Kind nun aus dem Bastelalter heraus ist, im besten Fall selbst erkannt hat, dass seine Stärken vielleicht doch eher in anderen Bereichen liegen, dann sind die Erwachsenen am Zug. Es braucht nur einen vorgeschobenen Grund: Das können ein kaputter Lampenschirm oder fehlende, aber dringend benötigte Serviettenhalter sein, genauso wie ein zerbrochener Spiegel, den man aber ja nicht einfach so wegschmeißen kann. Nein, da wird geklebt, geschweißt, gepinselt und gelötet, bis aus dem einst zerbrochenen Spiegel ein Kunstwerk von ganz einzigartigem Wert entstanden ist.

Auch Lampen sind ein äußerst beliebtes Angriffsziel. Der Schirm ist kaputt, weil einem beim Löten des Spiegels der Kolben in die Lampe gefallen ist?

clip_image003Zum Glück hat der/die selbsternannte Heim-werker/in Farben, Pinsel, Nadel, Faden, Stoffe, Draht, erwähnten Lötkolben, Bohrer, Schraubenzieher und Zange in weiser Voraussicht gleich neben dem Badezimmer in einem selbstgeschnitzten Werkzeugkasten platziert. Der alte Lampenschirm wird einfach mit dem Polyesterstoff einer nicht mehr getragenen Bluse ersetzt, der Abstand zwischen Stoff und Glühbirne ignoriert und plötzlich steht die Wohnung in Flammen und mit ihr all die selbstgeschaffenen Traumfänger, Buchhalter und Laptoptaschen. Zur eigenen Sicherheit empfehlen wir deshalb doch lieber den Besuch eines Fachhändlers. Schöne Lampen mit außergewöhnlichem Design werden beispielsweise auf lampcommerce.com angeboten.

Generell ist gegen die Zweckentfremdung nicht mehr genutzter Sachen natürlich überhaupt nichts einzuwenden, genauso wenig wie gegen das Ausschöpfen der eigenen kreativen Fähigkeiten. Viele DIY Ideen machen tatsächlich Sinn, sind kostengünstiger und laden zum Nachmachen ein. Man muss sie nur finden. Trotzdem ist es manchmal auch gar nicht so falsch, in die Existenzberechtigung gewisser Berufszweige zu vertrauen. Anstatt die eigene handwerklerische Begabung überzubewerten, sollten die Schwierigkeiten mancher Unterfangen, wie zum Beispiel einen Tisch zu bauen oder sich ein Tattoo zu stechen, realistisch eingeschätzt werden.

Zu den technischen Schwierigkeiten eines DIY-Projektes kommt oft auch noch gestalterisches Unvermögen. Jeder kennt das aus dem Kunstunterricht: In der eigenen Vorstellung sieht das Modellhaus beeindruckend, modern und avantgardistisch aus; zum Abgabetermin 5 Wochen später hat man dann aber nicht mehr als 5 Plexiglaswände, montiert auf einem Holzbrett, vorzuweisen.

clip_image005Deshalb sehen selbstgemachte Schokopralinen von Zeit zu Zeit aus wie Hundehäufchen und Nageldesigns wie ein Griff in den Farbeimer, und zwar mit der ganzen Hand. Das Erkennen der eigenen Grenzen kann uns vor vielen Enttäuschungen bewahren und uns Zeit und tatsächlich manchmal auch Geld sparen lassen.

2 Replies to “Gastartikel: Warum DIY nicht immer so toll ist, wie es klingt”

  1. Na ja, zum Glück sieht das bei manchen aber anders aus und die verstehen ihr Handwerk-auch als „selbsternannte“ Heimwerker sehr gut! Liebe Grüße

    1. Recht haste! Der Artikel zielt auch eher auf Leute wie mich ab, die große Pläne machen, alles Mögliche kaufen und dann am Ende etwas erbasteln, das bestenfalls Kindergarten-Niveau hat. :)

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