Frankfurt: S-Bahn-Chaos rund um die Konstablerwache

Ich fahre jeden Morgen mit der S1 von Rodgau in die Frankfurter Innenstadt. Pendler im Frankfurter Raum werden spätestens jetzt einen mitleidigen Blick in meine Richtung werfen. Zu Recht. Denn wir haben das große Glück, dass auf unserer Strecke die neuen S-Bahnen einem Praxistest unterzogen werden.

Seit Monaten heißt es nun, dass die S-Bahn ausfällt, gerne zweimal hintereinander, was bei unserer kaum befahrenen Strecke zu enormen Wartezeiten für die Reisenden führt. Wir Rodgauer sind also dazu übergegangen, einfach irgendwann auf dem Bahnsteig aufzutauchen. Denn die Chancen, eine S-Bahn zu erwischen, sind immer gleich. Auch die viel gepriesene Onlineplattform der Bahn hilft hier nur wenig.

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Muss ich noch von den Knöpfen berichten, die für Rollstuhlfahrer angebracht wurden, damit der Fahrer Hilfestellung beim Ein- und Ausstieg leisten kann? Die Höhe ist offensichtlich so gewählt, dass diverse Hintern auf die Knöpfe drücken… oder Fahrradsättel… oder andere Leute, die (absichtlich oder unabsichtlich) den Knopf mit dem regulären Ausstiegsknopf verwechseln.

Lief am Anfang pro Fahrt dann bis zu 5 Mal ein genervter Lokführer den Wagen entlang, kam nach ein paar Wochen die Durchsage, man solle nochmal drücken, wenn man wirklich Hilfe braucht. Dazu alle paar Minuten per Lautsprecherdurchsage die Info, doch bitte nur die blauen Knöpfe zu drücken, wenn man sie wirklich braucht. Was bei der ständigen Beschallung in der S1 noch zusätzlich nervt.

Ständig wird durchgesagt, dass man sich in der “S1 Richtung xy” befindet und die nächste Haltestelle xyz lautet. Kurz vor der nächsten Haltestelle die Info erneut. Mit etwas Glück kommt die Durchsage auch noch auf Englisch Oder das Gleis wird genannt, auf dem man einfährt (bei den meisten Haltestellen gibt es pro Richtung ohnehin nur 1 Gleis).

Von daher waren wir also nicht geschockt, als am gestrigen Mittwoch wieder mal eine S-Bahn ausfiel. Und die darauffolgende auch. Bis eine Frau von der gegenüber liegenden Seite rief, dass es offenbar zwischen Ostendstraße und Konstablerwache zu einer Gleisstörung gekommen sei. Oder sogar zu einem Gleisbruch an der Konstablerwache?

Kurz: In Frankfurt ging nichts mehr. Schließlich ist die Konsti mitten im Zentrum und (fast?) jede S-Bahn fährt dort durch. Nur gestern nicht. Schön war die Hilfsbereitschaft der anderen Reisenden. Spontan wurden Fahrgemeinschaften gegründet – so dass ich letztendlich “nur” 1 Stunde später in der Frankfurter Innenstadt ankam.

Als ich um 15 Uhr wieder Richtung Rodgau fahren wollte, Überraschung: Es ging immer noch nichts. Und das einen Tag vor dem groß angekündigten, mehrtägigen Bahnstreik. Während die RMV-App noch munter meldete, dass die Bahnen fahren, sah es am Gleis ganz anders aus:

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Also begab ich mich auf Weltreise: Irgendeine Bahn fuhr immerhin bis Frankfurt Süd. Dort nahm ich den Regio bis Offenbach Hauptbahnhof. Dann einmal quer durch die Stadt gelaufen zum Marktplatz. Eine Haltestelle weiter nach Offenbach Ost gefahren. Dort dann endlich! in die zwischen Offenbach Ost und Ober-Roden verkehrende S1.

Wollt ihr wissen, wann ich zu Hause war?

  • Abfahrt in Frankfurt: 14:45 Uhr
  • Ankunft in Rodgau: 17:30 Uhr

Hätte ich nicht so ein sonniges Gemüt, hätte ich auf die Seite der Bahn ein munteres “Aber sch*** drauf!” gepostet.  Gott sei Dank habe ich Freunde und eine Oma, die meine beiden Kinder betreut haben, während ich im Bahn-Chaos versackt bin.

Ab heute wird dann erst mal bis Montag gestreikt. Was für mich einen großen Unterschied gemacht hat: Nicht alle Bahnen fallen aus – so fährt z.B. die S1 einmal stündlich. Und heute: pünktlich.